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Der Zug hält.

Die Landschaft, die wir durch das Fenster sehen, hört auf, ein Gewirr von waagerechten Strichen zu sein, und gefriert zu beleuchteten Umrissen hinter dem Regen.

Neben der Brücke, über die die Yamanote-Linie verläuft, steht eine Mauer aus Gebäuden und Ladengalerien. Darüber wirbt eine gigantische Leuchtreklame aus Neonröhren für Suppe. Die einzigen Fenster, deren Gardinen nicht zugezogen, deren Scheiben nicht verdunkelt sind, befinden sich im fünften Stock des geschwungenen Gebäudes zu unserer Rechten.

Eine Gruppe kleiner Balletttänzerinnen probt dort in der Mitte des Raums eine Choreografie. Andere dehnen ihre Beine an einer Metallstange. Die Bewegung der Mädchen ist so rein, dass ich deine Schulter berühren möchte, um den Anblick der Tänzerinnen mit dir zu teilen. Doch der Weg meiner Hand bis zu deinem Körper wird unterbrochen von der Explosion.

João Paulo Cuenca, in Brasilien längst ein Begriff als einer der wichtigsten Autoren der jüngeren Schriftstellergeneration, ist mit seinem dritten Roman nun auch in Deutschland gelandet: Das einzig glückliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall (übersetzt von Michael Kegler, A1 Verlag, München).

Eine wirkliche Rezension verbietet sich mir als Übersetzer, doch eine Empfehlung sei an dieser Stelle gestattet: Das einzig glückliche Ende … ist ein besonderes Buch. Es ist die tragische Liebesgeschichte zwischen Shunsuke, einem Angestellten in einem untergehenden Weltkonzern, und Iulana, einer rumänischen oder polnischen Animierdame in einem fiktiv überhöhten, fast comichaften Tokio, in dem sich zwischen Neonreklamen in dreckigen Pfützen der Himmel spiegelt, erzählt aus der Perspektive der Protagonisten, aus der einer Sexpuppe, oder aus der eines alternden Dichters – Shunsukes Vater –, der das Geschehen über ein Netz von Überwachungskameras und anderer Spionagemechanismen beobachtet. Es ist ein bizarres Buch voller Poesie, klug, drastisch und ebenso schrill wie romantisch. Und über allem schwebt – obwohl nur zwei Mal am Rande erwähnt – die minimalistische Melodie des »brasilianischen Musikers João Gilberto«.

mk, 14.09.2012

João Paulo Cuenca
Das einzig glückliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall.

Übersetzt von Michael Kegler
144 Seiten, gebunden. A1 Verlag, München 2012
ISBN 978-3-940666-31-4

***
Original:

J.P. Cuenca
O único final feliz para uma estória de amor é um acidente.

Companhia das Letras, São Paulo 2010
Editorial Caminho, Lisboa 2011
 


João Paulo Cuenca ist im September und Oktober auf Lesereise in Deutschland.
Alle Termine in unserer "agenda" oder auf der Website des A1 Verlags.

João Paulo Cuenca liest aus:
Das einzig glückliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall
(O único final feliz para uma estória de amor é um acidente)
Übers.: Michael Kegler, A1 Verlag 2012

11.10.2012, 12:00 h
Frankfurter Buchmesse: 4.1 D128
Messegelände, Frankfurt am Main

12.10.2012, 20:00 h
João Paulo Cuenca, Luiz Ruffato, Milton Hatoum
Presseklub (Palais Livingston)
Ulmenstr. 20
60325 Frankfurt am Main

13.10.2012, 12:00h
Brasilianischer Gemeinschaftsstand
5.1 E953, Messegelände
Frankfurter Buchmesse

13.10.2012, 17:00 h
Andréa del Fuego, Michel Laub, João Paulo Cuenca

Brasilianischer Gemeinschaftsstand
5.1 E953, Messegelände
Frankfurter Buchmesse

16.10.2012
Universität
A-Salzburg

18.10.2012, 20:00 h
Deutsch-Amerikanisches Institut
Heidelberg