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13.11.2009

Abgefahren …

Dazkarieh: HemisfériosGerüchten zufolge sollen sie heute in Hamburg auftreten. Eine Bestätigung dafür findet sich nicht. Wer trotzdem ein irres Konzert erleben möchte (egal wo), soll schnell mal nach DAZKARIEH googlen und, wenn es sich einrichten lässt, auf das Konzert gehen.

Oder es so machen wie ich: Schallplatte kaufen, einlegen, abtanzen. Oder sich wahlweise still und begeistert nur freuen, über das, was DAZKARIEH mit der Musik Portugals, Westeuropas und der Welt anstellt. Der Topos von der Kombination traditioneller und Pop-Musik ist so abgedroschen, dass ich ihn hier auch gar nicht verwenden möchte. Es stimmt ja auch gar nicht. Anklänge sind unüberhörbar, aber auch der deutliche Unterschied zu Clowns wie Deolinda oder (den Blick nach Brasilien wagend Raimundos). »Fado werden Sie hier vergeblich suchen«, heißt es im Pressetext ihres deutschen Labels. Das mag auch so sein. Wichtiger ist aber, dass man vor allem jene Oberflächlichkeit vergeblich sucht, die so manche Neo-Folk-Band auszeichnet.

Wenn DAZKARIEH harte, verzerrte E-Gitarren mit Dudelsäcken kombiniert, dann deswegen, weil es so sein muss, weil das Stück genau so funktioniert, weil es so am besten klingt – wenn es sein muss auch nach Hard-Rock. Und wenn es in dem madeirensichen Traditional »Baile da meia Volta« heißt: »Eu quero ser alegre / Porque a tristeza não convém« (Ich möchte fröhlich sein / weil Traurigkeit nicht angebracht ist) singt Joana Negrão das in aller Ernsthaftigkeit, untermalt von treibenden Beats und Geigen.

DAZKARIEH sind experimentell, das sogar auch. Sie sind traditionell, und sie sind Rock (was ja seit Xutos e Pontapés oder Moonspell letztendlich auch gute portugiesische Tradition ist). Sie sind seit 1999 in wechselnden Formationen unterwegs. Ihre aktuelle Doppel-CD Hemisférios ist ihr viertes Album und selbstverständlich, wie das bei guten Musikern so üblich ist, ihr bisher bestes. Es ist außerdem ein Konzept-Album, wie es sich für jedes gute Album gehört, mit einer A- und einer B-Seite oder, um im Konzept des Albums zu bleiben, einer linken und einer rechten Hirnhälfte. Auf ersterer befinden sich Eigenkompositionen, auf zweiterer macht sich die Band traditionelle Stücke zu eigen: vom erwähnten »Baile da Meia Volta« bis hin zu Motiven aus dem Algarve oder der Beira Baixa. Welche Hälfte die »traditionellere« ist, mag das geneigte Publikum selbst entscheiden. Ausführliche Hörproben gibts unter www.dazkarieh.com, die auch optisch und haptisch wohl ausgefeilte Doppel-CD gibt es im  gut ortierten Schallplattenhandel.

Michael Kegler


Dazkarieh: Hemisférios
Doppel-CD
Hepta / Galileo-MC 2009


Tourdaten (ohne Gewähr)
13.11. Heidbarghof Hamburg
19.11. Kammgarn Kaiserslautern
20.11 Villa Leon Nürnberg
21.11. Kulturzentrum Dieselstrasse
22.11. Festival of Folk & Fools

http://www.dazkarieh.com