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03.02.2010

Abgehört …

Ivan Santos: GrampeadoIvan Santos ist ein ewiger Geheimtipp und wird vermutlich auch immer einer bleiben, seit er Anfang der neunziger Jahre in Deutschland gestrandet ist und  seine private Variante der brasilianischen Musik von hier aus weiterentwickelte: Als »Songs from Nowhere«, wie der Titel seiner ersten , im Jahr 2000 erschienenen CD konsequenterweise lautet.

Mittlerweile hat er einen Grammy für das 2005 von Lenine eingespielte »ninguém faz idéia« als »best brazilian song« in der Tasche, und endlich gemerkt, dass mal wieder eine eigene Platte fällig war – man kann doch nicht ewig nur live spielen!

Grampeado (abgehört) heißt das neue, konsequenterweise im Eigenverlag »Macaca Records« veröffentlichte Kleinod, auf dem »ninguém faz idéia« dann auch im »Original« zu hören ist. Und nicht nur das, sondern viele andere literarisch-musikalische Pretiosen, die Fans und regelmäßige Besucher seiner Konzerte natürlich zum Teil schon mitsingen könnten (wenn sie sich dabei nicht die Zunge abbrechen):

»Na homepage de Jackson do Pandeiro / Vi Raimundo Sanfoneiro num salão de lá / E aquela imagem do lado daquela foto / Da Praça de Limoeiro é de uma moça / É Dona Almira que já nem se admira / De tá recebendo click de todo lugar …«

Endlich auf Platte ist auch der »Rio Mississippi blues«, der noch aus der Zeit stammt, in der Ivan im Duo mit Lutero Lui als »Brasil Minimal« auf der Bühne stand – der sprachlich-musikalische Minimalcrossover ist nach wie vor genial! Und zum Glück enthält die schön gestaltete Plattenhülle auch ein Booklet, in dem man all die ziemlich guten Texte auf Portugiesisch und Englisch nachlesen kann. Eine deutsche Übersetzung hätte sich eigentlich auch gelohnt - ist aber nicht.

Nun gut: Auch Nicht-Sprachkundige haben auf jeden Fall etwas von dieser Platte, die in gewohnt außergewöhnlicher Weise Akustik und Elektronik, Samba, repente und Blues, den brasilianischen Nordosten mit Frankfurt-Bornheim vermischt, die tanzbar ist und melancholisch, sperrig und doch eingängig, minimalistisch immer noch, und doch geschickt arrangiert im »estudio Atrás da Porta«: Hometaping ist nicht in jeden Fall der Tod der Popmusik, quod est demonstrandum. Außer in Frankfurt wurde das Album natürlich noch in diversen richtigen Studios und anderen Räumlichkeiten in Rio de Janeiro und Recife aufgenommen, und da wundert die Produktionszeit von nunmehr 8 Jahren ebenso wenig wie die Tatsache dass die alten Kumpel Lenine und Silvério Pessoa es sich nehmen ließ,en auch ein wenig mitzusingen.

Wer selbst mitsingen möchte, kann sich fast das gesamte Album auch online auf myspace anhören:

http://www.myspace.com/ivansantosmusic

… und es anschließend beim Autor selbst (www.ivansantos.de) oder im gut sortierten Schallplattenhandel kaufen.

michael kegler

Ivan Santos: GrampeadoIvan Santos:
grampeado
Macaca Music 2010