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16.03.2010

Fado …

Ana Moura: Leva me aos FadosErwachsen gewordene Fado-Sängerinnen erkennt man vermutlich am schwarzweißen Cover. Das war bei Mísia vor mehr als 15 Jahren so, und nun auch bei Ana Moura, die schon zuvor, insbesondere auf ihrem ersten »internationalen« Album Para Além da Saudade mit Stimme und Stilsicherheit glänzte, von Anfang an ohne (obwohl sie, wie die Presse nicht müde wurde zu betonen, schon einmal mit Mick Jagger auf der Bühne stand) der Versuchung zu erliegen, den guten alten Fado mit allerhand »modernisierenden« Mätzchen zu verschlimmbessern.

Nun legt Ana Moura ihr viertes Album vor, das noch eine ganze Spur besser ist als die ersten drei: Leva-me aos Fados, nimm mich mit zum Fado, ist genau das, was sie mit dem geneigten Zuhörer tut. Und das weder mit »ironischem Augenzwinkern« noch historisierend, sondern schlicht mit gutem, solidem und doch extrem zeitgemäßem Liedgut, das meist aus der Feder ihres Produzenten Jorge Fernando stammt. Was wiederum nicht bedeutet, dass das Album nicht überraschend sei: »Não é um Fado Normal« (von Amélia Muge) als letztes Stück, spricht es direkt an, aber vor allem »traditionelle« Stücke wie »Fado das Mágoas« (Jorge Fernando / José Manuel David) zeigen, dass unter dem alten Schema des puren Fado auch heute noch frische, dezent überraschende Melodien möglich sind, wie auch »Crítica da Razão Pura« beweist, das auf der Platte als »tradicional« firmiert,  obwohl zumindest auf den Titel ein deutscher Philosoph Anspruch erheben könnte, wenn es nicht letztlich ein Liebeslied wäre (hier also doch Ironie, aber ohne Kompromisse im Musikalischen). Dramatisch dagegen ist »A Penumbra« (von Jorge Fernando) arrangiert, und zählt eindeutig zu meinen derzeitigen Favoriten.

A propos Favoriten: Auf dem bereits erwähnten »Não é um Fado Normal«, das im Übrigen das einzige Stück ist, das nicht den Normen (Portugiesische Gitarre / Bass / Gitarre) gemäß instrumentiert ist, geben die Gaiteiros de Lisboa ein sekundenlanges Gastspiel – als Instrumentalisten (Flöte und Dudelsack) und schließlich als Männerchor. Ja, auch das ist – obwohl beim besten Willen kein Fado mehr –  schlicht großartig! 

michael kegler

Ivan Santos: GrampeadoAna Moura:
Leva-me aos Fados
Universal Music Portugal, 2009 / Harmonia Mundi, 2010

 

www.anamoura.net


Ana Moura ist derzeit auf Tournee in Deutschland und der Schweiz:

17.03.: Berlin, Admiralspalast
18.03.: Hamburg, Fabrik
19.03.: Hannover, Pavillon Hannover
21.03.: Bremen, Schlachthof
23.03.: Mainz, Frankfurter Hof
24.03.: München, Club Ampere
25.03.: Karlsruhe, Tollhaus
27.03.: Zürich, ewz-Unterwerk Selnau