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Ivo Machado
um ihre Seele zu retten. Erst versuchte sie es mit Versen, dann mit Geschichten. Aber es gelang ihr nicht. Am Ausgang der Oper zu Frankfurt spielte ein Junge Fagott vor der Gleichgültigkeit der Welt. Ich blieb stehen, um zu hören. Niemand liest mich am Ufer des Mains, obwohl ich weiß, dass man es in Montevideo tut oder Paris, Bogotá und Luanda, und doch spreche ich weiter von Bäumen und Fischen und Vögeln wenn der Tag aufgeht oder die Nacht sich herabsenkt, wissend, dass dies weder meine Seele rettet noch die Unordnung mäßigt, noch das Chaos beseitigt. Nur die Wände aus Glas einer Lyra lauschten dem Fagott des Jungen vor der Oper. Ein Künstler sollte nicht Hunger leiden. Ein Gott sollte ihn zu einem Leuchtfeuer machen, das die Geduld der Enterbten unseres beschämten Atems verstummen ließe, oder fast. Marie Luise Kaschnitz wollte schreiben um ihre Seele zu retten, und ohne es zu wissen rettete sie vor dem Unglück letztendlich – die Harmonie in Gestalt des Fagott eines Jungen vor der Oper.
Aus: Ivo Machado, 1958 auf den Azoren geboren, lebt seit 1987 in Porto. |
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